September/Oktober 2020: Höckerschwäne – elegante Dauerbewohner der Leinepolder
Sie sind die größten in Europa heimischen Entenvögel und kommen entlang der Leine zwischen Einbeck und Northeim ganzjährig vor - die Rede ist von den Höckerschwänen. Obwohl sie für viele Menschen ein vertrauter Anblick sind, halten sie einige Überraschungen bereit.
Bis zu 160 cm können Höckerschwäne lang werden und eine Flügelspannweite von 240 cm haben. Erwachsene Vögel haben ein rein weißes Gefieder und sind an ihrem namensgebenden schwarzen Höcker an der Basis des Oberschnabels von anderen ebenfalls weiß befiederten Schwanenarten zu unterscheiden.
Auf Englisch heißt die Art "Mute Swan", also stummer Schwan. Zurückzuführen ist dies darauf, dass Höckerschwäne erheblich weniger ruffreudig sind als zum Beispiel Singschwäne. Wirklich stumm sind sie allerdings nicht. "Neben verschiedenen Rufen gehört auch ein Fauchen zu ihrem Lautrepertoire. Es ist zu hören, wenn sich die Vögel sich selbst oder ihren Nachwuchs bedroht sehen", erklärt Thomas Spieker von den Naturscouts Leinetal e. V.
Wer aufmerksam lauscht, kann Höckerschwäne zudem an ihrem typischen Fluggeräusch erkennen, ohne die Vögel dabei sehen zu müssen. Um ihr stattliches Körpergewicht in der Luft zu halten – Männchen wiegen meist zwischen 10,6 kg und 13,5 kg, Weibchen etwas weniger –, müssen Höckerschwäne kräftig mit ihren großen und breiten Flügeln schlagen. Dabei durchschneiden die Federn regelrecht die Luft, wodurch ein singendes Geräusch entsteht. Zu hören ist dieser typische Laut der Höckerschwäne auf dieser Seite in einem Klangbeispiel.
Fürsorgliche Eltern
Bevor es an die Familiengründung geht, suchen sich Höckerschwäne einen Partner. Dies geschieht jedoch nicht jährlich aufs Neue. Einmal verpaarte Vögel sind einander treu bis in den Tod. Nach der Balz inklusive Synchronschwimmen und imponierendem Aufstellen der Federn erfolgt im Frühling die Eiablage. Meist werden fünf bis acht Eier gelegt, die überwiegend von den Weibchen bebrütet werden. Zwischen 35 und 38 Tage dauert es, bis die Jungen schlüpfen.
Kleine Höckerschwäne sind Nestflüchter. Sie schlüpfen mit geöffneten Augen und können sofort schwimmen. Ihre Eltern weichen ihnen insbesondere in den ersten Lebenswochen praktisch nicht von der Seite und verteidigen ihren Nachwuchs mitunter sogar unter Einsatz ihrer Körperkraft. "Sie sind sehr draufgängerisch und schlagen mit der vorderen Kante des Flügels auf Angreifer ein, was bei Tieren wie Füchsen, aber auch bei sich den Vögeln an Land nähernden Menschen durchaus zu Knochenbrüchen führen kann", weiß Spieker.
Erst wenn die Jungen im Alter von vier bis fünf Monate flügge werden, also auf sich gestellt voll und ganz überlebensfähig sind, löst sich das enge Familienband. Im folgenden Herbst und Winter bleiben die Jungen oft trotzdem in der Nähe und schließen sich gemeinsam mit ihren Eltern anderen Höckerschwänen an. Deshalb sind im Winterhalbjahr Beobachtungen größerer Gruppen dieser Vögel möglich.
Schwäne sehen ganz ohne Schwanensee
Anders als viele andere gefiederte Bewohner der Leinepolder sind Höckerschwäne fast das ganze Jahr über gut zu beobachten. Wegen ihrer enormen Körpergröße sind sie weithin sichtbar, obwohl es sich trotzdem immer lohnt, sie durch ein Fernglas oder Spektiv zu betrachten.
"Auf unseren geführten Exkursionen erläutern wir Naturscouts Details aus dem Leben der Höckerschwäne, weshalb sie sich in der Gegend so wohlfühlen und wie man sie im Winter beispielsweise von den dann ebenfalls anwesenden Singschwänen unterscheiden kann", führt Spieker aus. Doch die Leinepolder sind nicht allein wegen der Höckerschwäne ein attraktives Gebiet für naturkundliche Wanderungen. Gerade jetzt im Herbst gibt es sehr viel zu sehen, denn es ist die Zeit des Vogelzugs.
Dazu bieten die Naturscouts an mehrere geführte Exkursionen an; diese sind für Sonntag 18.10.2020, 10:00 Uhr, Samstag 14.11.2020, 14:00 Uhr und Sonntag 22.11.2020, 14:00 Uhr geplant. Detaillierte Informationen gibt es auf http://naturscouts-leinetal.de/. Wichtig ist hierbei, dass eine Vorab-Anmeldung erforderlich ist. Nur so kann gewährleistet werden, dass die im Rahmen der Covid-19-Pandemie notwendigen Vorsichtsmaßnahmen wie ausreichender Sicherheitsabstand und das Führen einer Teilnehmerliste eingehalten werden können.
Und Thomas Spieker hat noch einen Tipp: "Ein besonderes Angebot wartet auf alle Naturinteressierten am 8.11.2020, wenn es literarisch um die Martinsgans geht. Einzelheiten sind ebenfalls auf unserer Homepage zu finden."