Januar/Februar 2019: Schnatterenten in den Leinepoldern
Enten hat fast jeder schon einmal gesehen. Und doch wissen längst nicht alle Menschen, dass eine ganze Reihe verschiedener Arten in Deutschland vorkommt, darunter auch die Schnatterente. In den Leinepoldern zwischen Einbeck und Northeim kann man diese Vögel beobachten.
So faszinierend die Schnatterente auch sein mag, am häufigsten ist hierzulande eine andere Art: die Stockente. Sie kommt nahezu flächendeckend auf allerlei Gewässern vor – bis hin zu manchen Gartenteichen. Aus diesem Grund ist sie die bekannteste Art und wer sie sieht, erkennt sie in aller Regel sofort. Das gilt während eines Großteils des Jahres zumindest für die Männchen: Tragen sie ihr Prachtkleid, sind sie wegen ihrer grünen, metallisch glänzenden Federn an Kopf und Hals unverwechselbar.
Dagegen sind die Federn weiblicher Stockenten in unterschiedlichen Braunschattierungen gefärbt. Ihr unauffälliges Gefieder dient als Schutz. Die Vögel verschmelzen damit regelrecht mit der Vegetation, was beim Brüten nützlich ist. Während sie mausern, zeigen auch die Männchen vorübergehend ein solch schlichtes Gefieder, sie sehen den Weibchen dann für einige Wochen zum Verwechseln ähnlich. Lediglich ihr gelber Schnabel verrät sie, bei den Weibchen ist er bräunlich-orange.
"Weibchen etlicher anderer Entenarten sehen gleichfalls viel schlichter aus als die Männchen", erklärt Thomas Spieker von den Naturscouts Leinetal e. V. "Der Vorteil dieser dezenten Gefiederfärbung scheint so groß zu sein, dass er sich bei mehreren Entenarten durchgesetzt hat. Weibliche Stockenten können deshalb bei flüchtiger Betrachtung leicht mit den Weibchen anderer Arten verwechselt werden", so der Experte.
Oft halten sich die Weibchen aber in der Nähe ihrer arteigenen Männchen auf, so dass man sie doch recht gut erkennen kann. Ausprobieren lässt sich das in den Leinepoldern, wo neben etlichen anderen Arten die weniger bekannte Schnatterente heimisch ist. Genaues Hinschauen ist unbedingt gefragt, denn bei dieser Art sehen die Männchen sogar dann eher unscheinbar aus, wenn sie ihr Prachtgefieder tragen.
Dezente Schönheiten
Zwischen 44 cm und 55 cm sind Schnatterenten groß und damit geringfügig kleiner als Stockenten. Der Körperbau dieser beiden Arten ist jedoch ausgesprochen ähnlich. "Man erkennt weibliche Schnatterenten an ihrem meist recht hell orange-gelblich gefärbten Schnabel und an einem weißen Bereich an Kinn und Kehle, dieser ist bei Stockenten-Weibchen braun", erläutert Thomas Spieker. Somit kann ein Blick auf die Kehle beim Unterscheiden helfen.
Von weitem betrachtet, wirken männliche Schnatterenten überwiegend graubraun. Aus der Nähe oder durch ein Fernglas gesehen, fällt ein Schuppenmuster auf, das aus unaufdringlichen Grautönen besteht und sehr filigran wirkt. Es ziert den Großteil der Federn und ist auch an Kopf und Hals zu sehen. Der Schnabel ist recht dunkel und teils orange. Beide Geschlechter haben gelbe Beine und Füße.
Gefiederte Wintergäste
In den Leinepoldern halten sich Schnatterenten vor allem vom Herbst bis in den Frühling auf. Sie sind Zugvögel und manche von ihnen kommen während der Zugzeiten in das Naturschutzgebiet, um dort zu rasten. Einige überwintern hier und wandern entsprechend im Frühling wieder ab. "Weil Schnatterenten nicht allzu häufig in den Leinepoldern vorkommen, sind Beobachtungen dieser Art immer etwas Besonderes", so Thomas Spieker. "Glücklicherweise gilt diese Entenart sowohl in Niedersachsen als auch deutschlandweit als nicht gefährdet." Jedoch geht ihr Bestand in Osteuropa durch Trockenlegung von Feuchtgebieten stark zurück.
Wer ausprobieren möchte, die Vögel zu finden, kann sein Glück beispielsweise am Aussichtsturm an der Geschiebesperre versuchen – am besten mit Fernglas oder Beobachtungsfernrohr (Spektiv). An der Northeimer Seenplatte sowie am Großen Kiessee wurden in der Vergangenheit ebenfalls schon Schnatterenten gesichtet.
Wichtig ist bei der Vogelbeobachtung im Schutzgebiet, die Wege nicht zu verlassen. Zwar käme man dann etwas näher an die Tiere heran, das aber nur theoretisch, denn sie flüchten in vielen Fällen relativ schnell. Durch solche Störungen geht den Wildtieren gerade im Winter Energie verloren, im Sommer könnten Bruten gestört werden. Deshalb gibt es in den Leinepoldern ein Wegegebot, das für Menschen und für sie begleitende Vierbeiner gleichermaßen verpflichtend ist.
Führungen für Gruppen durch die Naturscouts
Die Naturscouts Leinetal bieten Firmen, Vereinen, Nachbarschaften, Familien und anderen Gruppen, Naturinteressierten, Schülern und Studenten das ganz Jahr über individuelle Führungen und Veranstaltungen an. Sie führen öffentliche Exkursionen durch und über ihre Website www.naturscouts-leinetal.de lassen sich auch Termine für individuelle Führungen vereinbaren.