Juli 2017: Was machen eigentlich die Naturscouts?
Im Landkreis Northeim liegt mit den Leinepoldern eines der größten EU-Vogelschutzgebiete. Die Naturscouts Leinetal haben es sich zur Aufgabe gemacht, interessierten Besuchern die vielfältige Natur dieses landschaftlichen Juwels näherzubringen und sie zu schützen.
Dank des gut ausgebauten Wegenetzes sind im Naturschutzgebiet Leinepolder ausgedehnte Spaziergänge möglich, bei denen sich zu allen Jahreszeiten viel entdecken lässt. Wichtig ist dabei aber in jedem Fall, dass das Wegegebot beachtet wird, um die im Gebiet lebenden Tiere nicht zu stören. Auch vierbeinige Begleiter sollten an der kurzen Leine auf den Wegen bleiben.
Beim Spazierengehen kann man wunderbar die vielen Eindrücke aus der Natur auf sich wirken lassen. Schließt man sich einem Naturkenner an, lässt sich unterwegs meist sogar noch erheblich mehr entdecken: Sowohl lokale Besonderheiten als auch oft erst auf den zweiten Blick zu findende Tier- und Pflanzenarten werden so bewusst wahrgenommen.
Die Aufmerksamkeit der naturinteressierten Menschen auf Details zu lenken und sie für die Flora und Fauna der Region zu begeistern, das haben sich die Naturscouts Leinetal auf die Fahnen geschrieben. Seit 2012 sind sie in einem gemeinnützigen Verein organisiert.
Vom Gebietsbetreuer zum Naturscout
Viele der heutigen Naturscouts kennen sich schon seit etlichen Jahren. Anfangs betreuten sie als Mitglieder einer Naturschutzorganisation das etwa 1.000 Hektar große EU-Vogelschutzgebiet zwischen Salzderhelden und Northeim. In der Anfangszeit gab es eine Menge Hürden zu bewältigen. Eine davon war die teils recht geringe Akzeptanz in der Bevölkerung. Zahlreichen Menschen war nicht bewusst, welch wertvoller Naturschatz sich entlang der Leine erstreckt.
Nur was man kennt – und vielleicht sogar liebt -, das schützt man. Dieser Satz hat im Naturschutz seit jeher eine große Bedeutung. Um der Bevölkerung mehr Wissen über die Leinepolder und ihre Natur zu vermitteln, organisierten die Naturschützer damals erste öffentliche Führungen, die rasch großen Anklang fanden und immer häufiger angefragt wurden.
Damit sie den Menschen einen möglichst fachkundigen und gleichzeitig spannenden Einblick in die Natur bieten können würden, bildeten sich einige der Naturschützer fort. Sie absolvierten einen einjährigen Lehrgang unter der Leitung des Biologen Dr. Corsmann aus Eddigehausen und wurden so zu ausgebildeten Naturscouts. Im September 2012 folgte dann der nächste große Schritt: Der Verein Naturscouts Leinetal e.V. wurde gegründet.
Ehrenamtliche Naturarbeit
Professionelle Naturführungen und Vorträge anzubieten, waren von Anfang an zwei Kernpunkte der Arbeit des Vereins. Die Mitglieder sind hierbei seit jeher auf ehrenamtlicher Basis tätig. Es ist also ihrem persönlichen Engagement zu verdanken, dass sie ihr Wissen in ihrer Freizeit an andere Menschen weitergeben und sich für die Natur des für zahlreiche Vogelarten wichtigen Naturschutzgebiets einsetzen.
Der Verein bietet hierzu auf der Website viele Informationen rund um das von ihm betreute Gebiet an. Außerdem besteht eine Kooperation mit naturgucker.de, wo unter anderem die in dem Naturschutzgebiet beobachteten Arten gemeldet und Fotos hochgeladen werden können.
"Wir haben uns sehr darüber gefreut, dass unser Naturführungs- und Vortrags-Angebot auf so großes Interesse in der Bevölkerung stieß", erklärt Gründungsmitglied Thomas Spieker. Es dauerte nicht lange, bis die ersten Naturscouts ständig im Einsatz waren. "Schon bald wurde uns klar, dass wir Verstärkung brauchen würden. In einem weiteren Lehrgang qualifizierten sich fünfzehn zusätzliche Naturscouts, sodass dem Verein aktuell 22 ausgebildete Naturführer für Exkursionen und Vorträge zur Verfügung stehen."
Breites Angebot
So vielfältig wie die Natur in den Leinepoldern ist, so breit ist auch das Angebot der Naturscouts Leinetal aufgestellt. Regelmäßig finden öffentliche Führungen statt, die jeweils einen jahreszeitlichen Bezug haben und sich bestimmten Themen widmen. Im zeitigen Frühjahr werden beispielsweise Frühblüher erkundet, es gibt Vogelbestimmungsführungen und weitere Exkursionen, um beispielsweise gezielt die Nachtigall zu suchen sowie Weißstörche oder Orchideen in der Umgebung zu erkunden.
Darüber hinaus lassen sich Gruppenführungen buchen, bei denen die Themen individuell abgesprochen werden können. "Dabei orientieren wir uns aber trotzdem an der jeweiligen Jahreszeit, denn es würde zum Beispiel keinen Sinn ergeben, im Hochsommer nach überwinternden Gänsen zu suchen", erläutert Spieker. "Außerdem berücksichtigen wir bei den Exkursionen natürlich, wer mit uns unterwegs ist. Die Natur auch mal kindgerecht und spielerisch zu erklären, ist für speziell geschulte Naturscouts kein Problem."
Zu Fuß oder per Fahrrad werden außerdem bestimmte Teilgebiete in der Gegend ausgiebig unter der Leitung von Naturscouts erkundet oder es werden Führungen zu den verschiedenen Beobachtungspunkten in der Region angeboten. Sehr beliebt ist außerdem die "Poldersafari". In einem Kleinbus werden das Vogelschutzgebiet und die Northeimer Seenplatte umfahren. Unterwegs wird hier und da gestoppt, um Besonderheiten zu betrachten. Wer es lieber sportlich mag, für den gibt es darüber hinaus ein Angebot, den Polder auf einer Laufstrecke von circa 23 km Länge in gemütlichem Lauftempo zu erleben.
In kurzweiligen Vorträgen informieren die Naturscouts zudem zu bestimmten Terminen über die artenreiche Flora und Fauna des Leinetals. Der Besuch eines solchen Vortrags ist ebenso wie die Teilnahme an den Exkursionen grundsätzlich kostenlos.
Naturscouts brauchen Unterstützung
"Aber wir möchten ehrlich sein: Wir freuen uns über Spenden, damit wir unser Angebot zukünftig weiter aufrecht erhalten können", so Thomas Spieker. Die Ehrenamtler stecken viel Zeit in ihre Aktivitäten und möchten sich weiterhin fortbilden, um den Besuchern möglichst fundierte Informationen bieten zu können. "Solche Fortbildungen sind aber zumeist nicht kostenlos erhältlich, was auch für unsere Ausrüstungsgegenstände wie Ferngläser und Beobachtungsfernrohre gilt", erläutert Spieker.
Wer die Naturscouts Leinetal und ihre Arbeit näher kennenlernen möchte oder Termine der nächsten öffentlichen Führungen sucht, findet auf ihrer Website alle wichtigen Informationen. Dort sind außerdem Termine für Exkursionen und Vorträge rund um die Leinepolder vermerkt und selbstverständlich lässt sich dort Kontakt zum Verein aufnehmen.